Vogelbeck

Foto: Jan von Lingen

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Orgel

Foto: Jan von Lingen

Kindergottesdienst

Kindergottesdienst

Dienstag nach Ostern

Ostern im Alltag

Ein See. Früh am Morgen, die Sonne geht auf. Das Wasser - spiegelglatt. Auf dem See ein kleines Boot. Langsam durchpflügt es das Wasser. Ein paar Männer sitzen im Boot, mit kräftigen Armen ziehen sie ein Netz hinter sich her. Sie bewegen sich langsam, niemand spricht. Es war eine lange Nacht, eine vergebliche Plackerei. Nicht ein einziger Fisch im Netz. Und jetzt, als die Sonne aufgeht, werden sie erst recht nichts fangen. Da sehen sie am Ufer einen Mann. "Fahrt noch einmal hinaus und werft eure Netze aus", ruft er. Die Fischer folgen dem Rat. Und tatsächlich: Die Netze füllen sich.

Ich liebe diese Geschichte. Sie handelt von Misserfolg und Frust - und von einem neuen Anfang. Im neuen Testament wird sie erzählt, mehrfach sogar, in verschiede-denen Varianten. Meist erzählt die Geschichte vom Beginn der Freundschaft zwischen Jesus und den Jüngern. Im Johannesevangelium steht diese Geschichte ganz am Schluss. Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war. Eine Art Abschiedsgeschichte. Die letzte Begegnung... - nach Ostern.

Petrus ist einer der Fischer im Boot. Die ganze Nacht hat er gearbeitet. Ohne Erfolg.  Der Alltag hat ihn eingeholt. Die Osterbotschaft ist verklungen. Dann aber der Ruf vom Ufer. Und Petrus und die anderen erkennen: Es ist Jesus, der da am Ufer steht. Der Auferstandene. Und Petrus springt kopfüber ins Wasser und schwimmt ans Ufer.

Mitten im Alltag können wir Ostern erleben, so erzählt diese nachösterliche Geschichte. Denn Ostern heißt: Aufstehen, den Blick erheben, Gottes Gegenwart erwarten in unserer Welt. Jeden Tag.

Ich denke, an die Frau, die Jahr für Jahr die Kerze aus der Osternacht mit nach Hause nahm. An besonderen Tagen zündete sie die Kerze an. Das Osterlicht leuchtet so das ganze Jahr. Ich denke an die Familie, die bei der Beerdigung der Oma ganz bewusst einen Vers der Ostergeschichte auswählte. Denn die Oma lebte ja zeitlebens im Glauben an die Auferstehung. Ostern kann man mitnehmen in den Alltag - wie ein fröhliches Lied aus dem Gottesdienst und wie eine Geschichte, die uns nicht loslässt. Zum Beispiel, die von Petrus auf dem See.

Als er nach seinem Sprung ins Wasser am Ufer ankommt, nass und erschöpft, brennt dort ein wärmendes Feuer. Jesus und Petrus setzen sich und brechen das Brot. Ein Freundschaftsmahl am frühen Morgen. Eine wohltuende Begegnung aus heiterem Himmel. 

Jan von Lingen