Vogelbeck

Foto: Jan von Lingen

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

Orgel

Foto: Jan von Lingen

Kindergottesdienst

Kindergottesdienst

Das umgestürzte Kreuz

Zeugen der Kreuzigung

Von einem Freund verraten, von Soldaten verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet: Das ist die Leidensgeschichte von Jesus. In anderen Jahren wird sie in vielen Kirchen gelesen, denn heute ist Karfreitag. Wem begegnen wir auf diesem Kreuzweg? Zunächst sind es einige Soldaten, die Jesus festnehmen - sowie ein "Verräter":

Siehe, da kam eine Schar; und einer von den Zwölfen, der mit dem Namen Judas, ging vor ihnen her und nahte sich zu Jesus, um ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuß?

Judas. Auf vielen Gemälden wird er mit einer Börse in der Hand dargestellt, denn dreißig Silberlinge erhält er für seinen Verrat. Aber war Judas wirklich geldgierig? Viele sagen: Judas hatte Jesus missverstanden, von Anfang an. Er kämpfte gegen die Römer und hörte von Jesus nur die Botschaft der Nächstenliebe. War es Enttäuschung, die zu seinem Verrat führte? Hoffte er, dass sich die Massen zu einem Volksaufstand gegen die Römer erheben würden, wenn Jesus verhaftet würde? - Da "kreuzt" ein anderer unseren Kreuzweg, er folgt heimlich den Soldaten, die Jesus abführen:

Petrus aber folgte von ferne. Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Hof und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich mitten unter sie. Da sah ihn eine Magd am Feuer sitzen und sah ihn genau an und sprach: Dieser war auch mit ihm. Er aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht.

Petrus ist die Nr. 1 unter den Jüngern Jesu. Wir kennen ihn als Wortführer, Vertrauten, Organisator. Petrus hatte versprochen, Jesus bis in den Tod zu folgen. Doch in der Nacht der Festnahme lässt er sich von einer Frau einschüchtern. Von ihr befragt, sagte er: "Ich kenne ihn nicht!". - War Petrus feige? Der Kreuzweg führt an eine Grenze - es geht um alles. Petrus hat den letzten Schritt gescheut, sein Mut hat ihn verlassen. Hier ist seine dunkelste Stunde und zugleich ein Neuanfang. Später wird er zu einem Felsen für die junge Kirche und wird seinem Namen "Petrus" (von "Petros" - "Fels") gerecht. Und so beginnt nicht nur für ihn unter dem Kreuz ein anderes Leben. - Weiter gehen wir den Kreuzweg und begegnen drei Frauen:

Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.

Letzte Weggefährtinnen: Frauen, die um Jesus weinen. Sie sind die Treusten und Mutigsten. Unter ihnen Maria, seine Mutter: Kaum vollstellbar, welcher Schmerz sie zerreißt. Der Sohn, den sie geboren hat, stirbt vor ihren Augen. Neben ihr - so erzählt das Johannesevangelium - ist ein Mann, Johannes, einer der engsten Freunde Jesu. Hemmungslos weint auch er...

Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Nur wenige Worte. Aber ein Halt für zwei Haltlose mitten im Schmerz. Wir brauchen einander, wenn es um Leben und Sterben geht. Wir brauchen einander in Zeiten wie diesen, wenn die Angst um sich greift, die Freiheit eingeschränkt und die Gesundheit bedroht ist.

Karfreitag erinnert nicht nur an einen gewaltsamen Tod. Der Kreuzweg zeigt, wie die Liebe im Leid trägt...

So führt der Kreuzweg ans Ende - und darüber hinaus. Denn es folgt Ostern, das Fest der Auferstehung. Der Tod ist eben nicht ein Endpunkt, sondern ein Doppelpunkt, sagt die Bibel. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jan von Lingen