Vogelbeck

Foto: Jan von Lingen

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Orgel

Foto: Jan von Lingen

Kindergottesdienst

Kindergottesdienst

Letzte Worte

Letzte Worte, bevor ein Mensch stirbt. Letzte Worte im Leben eines Menschen klingen vielleicht so:

„Es war gut.“

„Wo bist Du?“

„Nimm meine Hand.“

„Es tut weh.“

Sätze wie diese bleiben in Erinnerung. Wir denken in diesen Tagen an Menschen, die auf dem Sterbebett liegen, oder an Angehörige, die Abschied nehmen. Finden sie in allem Leid auch Worte des Trostes? Finden sie Worte des Dankes, der Vergebung, der Liebe?

Letzte Worte: Von Jesus werden sieben letzte Worte vor seinem Tod überliefert. In den Passionsgeschichten der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sind sie nachzulesen. Über die Soldaten, die ihn ans Kreuz schlagen, sagt er:

Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.

Zu dem verurteilten Straftäter, der neben ihm gekreuzigt wurde, sagt Jesus:

„Noch heute wirst Du mit mir im Paradies sein“.

Und schließlich erzählt das Johannesevangelium folgende Worte:

Frau, siehe, das ist dein Sohn! --- Siehe, deine Mutter!

Jesus sieht vom Kreuz herab und sieht unter dem eigenen Schmerzen das Leid der anderen. Der Jünger, den er besonders liebt, steht neben seiner Mutter. Jesus weiß: Trauer macht einsam. Die Mutter wird von Schmerz zerrissen sein, einer der besten Freunde Jesu soll ihr in der Trauer beistehen, sie stützen, ihr zuhören. Ein Halt für zwei Haltlose mitten im Schmerz. Und der Evangelist Johannes ergänzt: „Von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich“. - Andere „letzte Worte am Kreuz“ überliefert das Markusevangelium:

Eli, eli, lama asabthani! Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Der „Sohn Gottes“ - von Gott verlassen. Es soll um die neunte Stunde gewesen sein, als Jesus am Kreuz seinen Schmerz zum Himmel schrie. Doch es sind nicht seine eigenen Worte, es ist ein Satz aus Psalm 22. Schon als Kind in der Thoraschule wird Jesus diese Worte gelernt haben und sie haben ihn ein Leben lang begleitet. Als Wanderprediger und Heiler, in der Wüste und in Städten, unter Freunden und Feinden --- jetzt braucht er sie und schreit sie ihn den Himmel: Mein Gott, warum hast Du mich verlassen? So wie Menschen in aller Welt Gott ihr Leid entgegen schreien in Trauer und Leid. So wie Psalm 23: Und ob ich schon wanderte im finstern Tal... Alte geprägte Worte, wenn unsere Worte versagen – sie werden zu Kraftworten die durch Trauer und Not führen. So wie in dem letzten Wort Jesu, von dem im Lukasevangelium erzählt wird:

„Vater, ich befehle meinen Geist in Deine Hände.“

Als Jesus stirbt, verliert die Sonne ihren Schein und es kommt eine Finsternis über das Land. Nun geht es um ein Loslassen, Abschied nehmen, sich in der Dunkelheit Gott ganz anvertrauen. Da wo die eigene Hand nichts mehr halten kann, sieht Jesus noch Hoffnung: „Vater, in Deine Hände...“ Hinter dem Horizont ist einer, der auf uns wartet. Jesus nennt ihn „Vater“, auch Christen tun das im „Vaterunser“.

„Die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz“ – die vier Evangelien zeichnen kein einheitliches Bild. Die letzten Worte reichen vom Todesschrei über ein „Mich dürstet“

bis zu einem hoheitlichen Zitat: „Es ist vollbracht“.

Wie Jesus sich wirklich in seiner letzten Stunde gefühlt hat, lässt sich nur erahnen. Aber sicher kommen die sieben Worte dem nah, was ihn bewegte und verzweifeln ließ: Der Schmerz und die Todesangst, die Sorge um die Freunde und die Mutter -  und zugleich das Vertrauen auf Gott. 

Welche Worte werden heute gesprochen am Bett der Kranken und der Sterbenden?

Jan von Lingen