Die alte Kirche war schon aufgegeben
von Jan von Lingen, Superintendent im Kirchenkreis Leine-Solling
Die alte Kirche war schon aufgegeben. Jahrhundertelang war sie nur noch eine Ruine. Bis junge Menschen sich zusammentaten, Stein auf Stein setzten und die verfallene Kirche wiederaufbauten. So geschehen im letzten Jahrhundert auf einer kargen Insel an der stürmischen Atlantikküste. Bei einem Urlaub in Schottland habe ich die wiedererrichtete Klosterkirche entdeckt.
Was mich bei meinem Besuch auf der schottischen Insel Iona besonders beeindruckt: Bei den Maurerarbeiten sollte es nicht bleiben. „Wir verstehen euch nicht“, sagen die jungen Handwerker den jungen Theologen, die an diesem Projekt beteiligt sind. Der Gottesdienst müsse anders sein, lebendiger und klarer. Und so entsteht neben der neu errichteten Klosterkirche auch eine neue Gottesdienstform mit eingängigen Liedern und gemeinsam gesprochenen Texten. Morgen werden Liturgien und Lieder aus Iona im Gottesdienst in der Northeimer Sixti-Kirche zu hören sein.
Vor allem aber entsteht eine Gemeinschaft, die bis heute zusammenhält: Die Ökumenische Kommunität von Iona. Die Mitglieder der Gemeinschaft arbeiten in verschiedenen Berufen und leben an unterschiedlichen Orten. Sie einigen sich aber auf eine gemeinsame Lebensweise: Dazu gehören das tägliche Gebet, ein verantwortlicher Umgang mit Geld und Zeit sowie der Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und für Gerechtigkeit und Frieden. Regelmäßig treffen sich die Mitglieder, feiern Gottesdienste und tauschen sich aus.
Es braucht eben mehr als ein Kirchgebäude, um ein christliches Zeichen zu setzen. Es braucht Menschen, die sich verabreden, gemeinsam als Christen zu leben.