Gedenke an deine Barmherzigkeit
Global gesehen geben wir Menschen mit all unseren Konflikten gerade nicht ein besonders hoffnungsfrohes Bild ab. Unversöhnliche Spaltungen, Besserwisserei, all das Wir-Zuerst-Denken. Von höherer Stelle aus betrachtet fiele das Urteil über die Menschheit wohl nicht besonders milde aus.
So ist es gut, dass ich selbst nicht diese höhere Stelle bin! Denn ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich sehr schnell und ungnädig bin mit meinem Urteil über andere und über diese Welt.
Ein Urteil sollte nicht wie das Ergebnis einer einfachen Rechenaufgabe sein. Zu einem gerechten Urteil gehört es, dass Hintergründe beleuchtet werden. Für ein gutes Urteil muss auch abgewogen werden, Umstände von allen Seiten betrachtet und Lebensgeschichten bedacht werden. Ein guter Richter weiß, dass es für Gerechtigkeit mehr braucht als Paragrafen.
Schließlich ist auch noch wichtig, dass bedacht werden sollte, wie ein Urteil eine Zukunft eröffnet und vielleicht zu einer Versöhnung und einem Neuanfang beitragen kann.
„Gedenke“ (lateinisch: Reminiszere)! So heißt der kommende Sonntag. Da gestehen wir uns ein, wie begrenzt unsere Fähigkeiten sind, um uns selbst aus all dem Schlamassel dieser Welt zu bugsieren. „Gedenke an deine Barmherzigkeit“ lautet die Bitte, die wir Gott entgegenrufen. Gott, dein Urteil über uns falle gnädig aus, dass wir lernen, miteinander gnädig, barmherzig und gerecht umzugehen.