Von Ernte und leeren Händen — Mehr als wir machen können
Wir Menschen säen viel: in unserer Arbeit, in Beziehungen, in der Erziehung, im Einsatz für andere. Wie in der Natur das Zusammenspiel von Sonne, Regen und Zeit das Gedeihen schenkt, so kann auch menschliches Leben Frucht bringen – Vertrauen, Freundschaft, Freude, das Heranwachsen von Kindern, das Gelingen von Projekten. Dafür dürfen wir dankbar sein.
Ob etwas wirklich wächst, liegt jedoch nicht allein in unserer Hand. Nicht jede Saat geht auf. Manches bleibt unvollendet, manches scheitert, manches enttäuscht. Auch das gehört zu unserem Leben: Wir erleben Kraftlosigkeit, Brüche und leere Hände. Gerade deshalb lädt das Erntedankfest ein, beides bewusst vor Gott zu bringen – die Fülle des Lebens ebenso wie die Leere.
Wer dankt, sieht anders auf das Leben. Dankbarkeit verwandelt den Blick. Sie nimmt nicht zuerst wahr, was fehlt, sondern das, was schon da ist. In christlicher Perspektive heißt das: Leben, Beziehungen und selbst die kleinen Dinge als Geschenke Gottes zu erkennen – nicht als etwas, das uns selbstverständlich zusteht. Wer dankt, öffnet die Hände; nicht um festzuhalten, sondern um zu empfangen und weiterzugeben.
Vertrauen in Gott öffnet zudem eine neue Perspektive: Gott kann aus dem Unscheinbaren, aus unvollendeten Versuchen und aus unserer inneren Leere Neues wachsen lassen. Diese Hoffnung befreit für das Kommende und lässt uns nicht mit Angst, sondern mit Zuversicht nach vorne schauen.