Trost liegt so nah
Ich komme von einer Trauerfeier nach Hause. Die Fahrt war lang. Bevor ich zu Hause wieder in den Familienalltag stolpere, halte ich an unserer Kirche an. Ich öffne die schwere Kirchentür und trete ein. Stille umfängt mich. Da bin ich nun, mit meinen Gedanken, ganz allein und doch geborgen in einem ganz besonderen Raum. Ich gehe nach vorn. Kerzen liegen bereit. Ich zünde ein Licht an. Der Streichholz zischt in der Stille, das Licht flackert und strahlt behutsam etwas Wärme ab. Ich weiß immer noch nicht, was ich sagen soll. Ich weiß immer noch nicht, wie es weiter geht. Doch ich bin geborgen in dieser offenen Kirche. Auch dann, wenn ich gar kein Wort herausbringe, schon das Anzünden einer Kerze ist ein Gebet. Die Türen dieser Kirche sind täglich geöffnet. Der Trost in schweren Zeiten liegt so nah, mitten im Ort, ich muss nur diese eine Türklinke öffnen.
Natürlich kann es mir auch passieren, dass die Kirchentür in meinem Ort geschlossen ist. Eine täglich geöffnete Kirche verlangt ein ganzes Team. Morgens muss jemand aufschließen und am Abend muss wieder jemand abschließen. Regelmäßig muss nachgeschaut werden, ob noch alles an seinem Platz steht. Man erlebt kuriose Dinge, z.B. geklaute WLAN-Verstärker aus der Steckdose. Aber trotz allem überwiegt der Dank derer, die ihr Licht hier anzünden können. In unserer Kirchengemeinde sind vier von acht Kirchen täglich geöffnet. Engagierte Menschen stehen dahinter, dass das möglich ist. Jede verlässlich geöffnete Kirche ist ein Hoffnungsort und gerne öffnen wir weitere Hoffnungsorte, wenn sich dazu Teams finden.
Matthias Lüskow, Pastor in der Kirchengemeinde Leine-Weper
