Etwas, das trägt
Er steht ganz oben auf dem Treppchen in Paris. Paralympisches Gold über die 150 m Lagen! Ich habe das Finale im Becken der La Defense Arena live im TV gesehen und bin begeistert vom Leistungsvermögen dieses jungen Mannes. Josia Topf lebt mit dem TAR-Syndrom: Seine Beine sind ohne Kniegelenke angelegt und unterschiedlich lang. Die Ober- und Unterarme fehlen.
Die Eltern haben sich für Josia entschieden, obwohl im letzten Drittel der Schwangerschaft festgestellt wurde, dass ihr Kind mit einer schweren körperlichen Behinderung zur Welt kommen wird.
Die letzten 21 Jahre waren schwierig, manchmal auch schmerzvoll und mit Lasten verbunden.
So wie Wasser das Element ist, das Josia beim Schwimmen trägt und ihm Freiheit verleiht, so trägt ihn auch die Liebe seiner Familie und ein belastbares soziales Netzwerk mit vielen Freundinnen und Freunden durch das Leben.
Alle Menschen sind darauf angewiesen, von anderen getragen zu werden. Als Babys tragen uns Mutter, Vater und andere Verwandte. In fast allen Fotoalben gibt es Bilder, auf denen Kinder auf den Schultern ihrer Eltern sitzen und in die Kamera lachen. Und so bleibt es auch im übertragenen Sinne. Es ist hilfreich und schön, wenn wir beim Tragen von „Lebenslasten“ Unterstützung bekommen.
In Galater 6,2 schreibt Paulus: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
Eine nicht ganz einfache Anweisung. Haben wir nicht schon mit unserem eigenen Leben und den damit verbundenen Belastungen zu tun?
Die Erfolgsgeschichte von Josia Topf, der übrigens seinen Führerschein gemacht hat und in Erlangen Jura studiert, verschiebt Grenzen und zeigt mir, wie stark Menschen und ihre Beziehungen zueinander sein können. Eine Ermutigung, die trägt!
Marco Spindler
Kirchenkreissozialarbeiter