Wir alle sind Ausländer
Am Montag beginnt der Sprachkurs für meine neue Stelle in den Niederlanden. Die Arbeit in den beiden Auslandsgemeinden in Amsterdam und Rotterdam läuft zwar auf Deutsch. Aber natürlich muss ich die Landessprache können, um im täglichen Leben klar zu kommen.
„Das kriegst du locker hin“, sagen viele. Deutsch und Niederländisch sind eng verwandt. Und doch: In einer fremden Sprache mit Behörden zu kommunizieren, Versicherungen abzuschließen, das Auto anzumelden – all das sind echte Herausforderungen. Nicht nur wegen der Sprache, sondern auch, weil vieles anders funktioniert als in Deutschland. Wer während des Urlaubs schon mal einen Unfall im Ausland gebaut hat oder ins Krankenhaus musste, der weiß, wovon ich rede.
Ich werde mir viel Mühe geben, mich als Deutscher in den Niederlanden zu integrieren. Aber ich spüre auch, dass ich auf die Geduld und Nachsicht der Niederländer angewiesen bin. Wenn ich das als Deutscher schon in einem europäischen Nachbarland so erlebe, wie muss es dann wohl erst Menschen gehen, die aus einem anderen Kulturkreis zu uns kommen?!
Die Bibel sagt: Der Schutz von Ausländern liegt Gott in besonderer Weise am Herzen. So wie das Volk Israel fremd war in Ägypten und aus der Sklaverei befreit wurde, soll es nun seinerseits dafür sorgen, dass kein Fremder in seiner Mitte unter die Räder gerät. Was für ein umsichtiger Gedanke. Denn mag es auch nur mal im Urlaub sein: Wir alle sind Ausländer. Fast überall.
Pastor Dr. Stefan Leonhardt, St. Sixti