Aufräumen!Sofort!
Da werden unangenehme Erinnerungen in mir wach, wenn diese beiden magischen Worte, damals, als ich noch ein Kind war, durch die Wohnung schallten. Die klangen auch nie freundlich, waren immer sehr bestimmt und nachdrücklich und ließen auch keinen Wiederspruch zu. Also blieb nur ignorieren, eine andere wichtige Tätigkeit wie Hausaufgaben vortäuschen, oder den Zeitpunkt verhandeln. So etwas wie „mach ich gleich“, in der Hoffnung, dass es vergessen wurde. Wurde es aber meist nicht und so blieb mir „aufräumen“ als ein negativ belastetes Wort meiner Kindheit. Außerdem habe ich es auch nie verstanden, was und warum ich aufräumen sollte, denn es war doch aufgeräumt: alle Spielsachen und sonstige Dinge hatten ihre Ordnung. Sie lagen oder standen an ihrem Ort, wo sie meiner Meinung nach hingehörten! Genug Ausreden habe ich mir im Laufe meines Lebens auch zugelegt: „Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen“ oder „das Genie meistert das Chaos“. Im Laufe der Jahre hat sich das ein wenig gewandelt durch Ausbildung und Beruf. Mittlerweile gibt es auch freundliche Umschreibungen wie „Aufschieberitis“ oder die wissenschaftliche Beschreibung: Prokrastination. Und mit dem Beseitigen des Chaos, dem professionellen Beseitigen der Unordnung, dem richtigen Aufräumen haben wir mit Marie Kondo eine geduldige, aber bestimmte Lehrerin. Also, für alle Unordentlichen und Chaoten: es gibt noch Hoffnung auf Änderung. Nicht sofort und augenblicklich, aber in kleinen Schritten, die ja eigentlich große Schritte für all die etwas Unordentlichen sind. In einer etwas neueren Übersetzung der Bibel, der Volxbibel heißt es in Psalm 51 Vers 12: Verändere die Gedanken – gib mir Kraft, es durchzustehen.
Bleiben sie kraftvoll!
Holger von Oesen
Diakon im Kirchenkreis Leine-Solling
