Ich bin nicht allein
Das Band, das zusammenhält
Gerade erst haben wir Pfingsten gefeiert. Das christliche Fest bei dem die Heilige Geistkraft im Mittelpunkt steht. Ein Fest, das in der biblischen Erzählung Menschen zusammengebracht und Gemeinschaft ermöglicht hat, die niemand für denkbar hielt. Und jetzt, einige Tage nach der Europawahl, stelle ich genau das in Frage: die Gesellschaft driftet auseinander und die Polarisierungen werden immer größer. Ist Verständigung und Dialog noch möglich? Der Stimmenzuwachs von extrem rechten und nationalistischen Parteien bei der Europawahl beunruhigt mich. Überrascht bin ich nicht, denn Rassismus, Antisemitismus oder Diskriminierung von behinderten oder queeren Menschen waren nie weg. Diese zunehmende Verschiebung nach rechts, die ich in den letzten Monaten gespürt habe, ist nun in Zahlen sichtbar. Zahlen, die mir sagen, dass es Europäer*innen gibt, die Menschenrechte und Menschenwürde, Freiheit und Demokratie mit Füßen treten. Und doch gibt es mir Mut und Hoffnung zu wissen, dass ich nicht allein bin. Neben mir gibt es viele Menschen, die sich zur Demokratie bekennen und sich für ein menschenfreundliches Miteinander einsetzen. Dabei bestärkt mich das Bibelwort aus dem Epheserbrief: Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält. Wir müssen gemeinsam weiter machen für das, was nicht verhandelbar ist. Wir müssen laut sein für Freiheit und Demokratie. Für die Achtung und Wahrung der Menschenrechte. Für Gerechtigkeit und Frieden. Für offene Grenzen und offene Herzen.
Julia Grote, Diakonin für Jugendarbeit im Kirchenkreis