Nur einen Tag lang
Zuhause wurde viel Musik gehört. Ich erinnere mich an ein Kindermusical. Wir mochten die Melodien, aber auch die Geschichte, die das Musical erzählt: einen Tag lang Frieden auf der ganzen Welt – ein Tag ohne Kriege und Verbrechen. Wie wäre das?
„Nur einen Tag lang?“, habe ich mich als Kind gefragt. Brauchen wir nicht mehr davon – mehr Frieden für alle?
Irgendwann ahnte ich: Einen Tag lang vollkommener Frieden – das wäre schon eine Menge!
Als Nachrichten mehr und mehr zum Alltag gehörten, dachte ich: Weltfrieden – welch eine Utopie!
Heute denke ich: Ein Ideal. Vielleicht, aber im Gegensatz zu vielen Schönheits- und Persönlichkeitsidealen ein erstrebenswertes. Ich möchte nicht resignieren angesichts der Flut an Schreckensnachrichten. Ich möchte mich nicht damit abfinden, dass es immer irgendwo Menschen gibt, die Unfrieden erleben. Ich möchte nicht aufhören, mit meinem Kindheits-Ich zu fragen, zu klagen, zu hoffen: „Nur einen Tag lang?“ Ich möchte nicht ignorieren, dass Weltfrieden ein Ideal ist, aber trotzdem und gerade deswegen möchte ich mich immer wieder anstiften lassen: „Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“ Röm 14,19
Ist das nur ein Ideal?
