Das Geheimnis der Osternacht
In der Kirche ist es dunkel. So wie es in meinem Leben manchmal dunkel ist. Oben auf der Empore beginnt der Gottesdienst. Zwei Jugendliche spielen die erste Szene im Licht einer Kerze. „Wo willst du hin? Es ist mitten in der Nacht.“ – „Ich geh jetzt in die Kirche.“ – „Du hast sie ja nicht alle.“
Weitere Kerzen gesellen sich dazu. Weitere Lesungen von Aufbruch und Hoffnung folgen. Und plötzlich ist wieder alles dunkel. „Gott ist tot. Gott bleibt tot.“ Auch Friedrich Nietzsche hat seinen Einsatz in dieser Nacht. Alle Kerzen aus, zurück auf Anfang. In der Kirche ist es dunkel. So wie es in meinem Leben manchmal dunkel ist.
Den Freunden von Jesus geht es vor 2.000 Jahren genauso. Hoffnung oder Angst? Glauben oder Zweifeln? In dieser Nacht entscheidet sich alles.
Schließlich bleiben die Kerzen an. Wir hören die Geschichte vom Ostermorgen. Die Kirchenglocken läuten. Die kleinste Glocke beginnt, die anderen stimmen mit ein. Die Osterkerze zieht in die Kirche ein. Ein Licht erhellt den dunklen Raum. Von der Osterkerze aus geht das Licht durch die Reihen. Wir singen das erste Lied, einen Hymnus aus Taizé: „Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt, das niemals mehr erlischt.“
Ich betrachte das Licht in meinen Händen. Bald geht die Sonne auf. Ich freue mich auf das Frühstück. Das Licht ist stärker als die Dunkelheit. Jesus lebt, was für eine starke Geschichte!
Matthias Lüskow, Pastor in der Kirchengemeinde Leine-Weper