Meine Dienstkleidung
Von meiner Kleidung im Gottesdienst – einem Talar – bin ich ehrlich gesagt nicht so richtig begeistert. Er ist geschnitten wie ein langes schwarzes Kleid, fast bodenlang und nimmt dadurch auch alles mit, was auf Fußbodenhöhe durch die Luft wirbelt.
Aufgrund seiner Farbe sieht man jedes noch so kleine Spinnennetz, das sich im Stoff verfangen hat. Auch Fusseln und Staub heben sich optisch hervorragend ab. Kurz vorm Gottesdienst findet sich immer jemand, der versucht den Schaden so gut es geht zu beheben: Doch richtig sauber wird er durch das Ausklopfen mit der Hand nicht.
Doch der Talar hat auch schöne Seiten: denn Dank unzähliger eingenähter Falten ist er ein Kleidungsstück mit einem tollen Stoffwurf. Fast wie ein Zauberumhang. Für Kinder hat der Talar dadurch etwas geheimnisvolles: Bei meiner letzten Taufe streckte ein Kind seine Hand ganz vorsichtig aus zwischen Fußboden und Saum, um zu ertasten, was dort wohl ist. Neulich versteckte sich meine kleine Tochter unter meinem Talar und hatte so den Mut ganz laut vor der Gemeinde „Summ, summ, summ“ zu singen. Geplant war das natürlich nicht.
Gegen die vorherrschende Farbe schwarz habe ich etwas unternommen: Ich habe ein rosa farbenes Innenfutter hinein nähen lassen: Beim Überziehen des Talars ist das die erste Farbe, die ich sehe. Die Farbe lässt mich jedes Mal lächeln und gibt mir ein gutes Gefühl. Ich denke daran, dass mich der Talar schützt: Denn wenn ich ihn trage, trete ich mit meiner Person in den Hintergrund und mache Gott und seinem Wort Platz. Es hängt nicht allein von mir ab, ob ein Gottesdienst gelingt. Das zu wissen ist erleichternd. Schwarz hin oder her.
