„Nun sag, wie hälst Du´s mit der Politik?“
Die andere Gretchenfrage
Wahlen in den Neuen Bundesländern und in den USA – innenpolitische und weltpolitische Weichenstellungen stehen in nächster Zeit an.
In dieser Welt – in der jetzigen Zeit – ist es zwingend die andere Gretchenfrage zu stellen: „Wie hälst Du´s mit der Politik?“ Die Gretchenfrage ist eine Gewissensfrage, die das Gegenüber im Moment der Entscheidung zu einer Positionierung auffordert.
Die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Politik ist eine existenzielle Frage des Lebens: Einerseits ist es in einer Demokratie richtig und zwingend, dass Glaube und Politik zwei getrennte Dinge sind. Der Politik geht es um das irdische Wohl der Menschen, dem Glauben erst einmal um das ewige Heil und Hoffnung auf Frieden. Andererseits stehen beide auch in einem Verhältnis zueinander. Denn der glaubende Mensch, der Christ, lebt ja nicht in einem von der Welt abgeschlossenen Raum.
Der Christ als Bürger kann nur politisch sein, um des Nächsten willen.
Die christliche Maxime, der Grundsatz des Wollens und Handelns, ist: Gott ist das Letzte, der Staat ist immer das Vorletzte. So ist die Positionierung zu politischen Fragen unserer Zeit für Christen eben nicht nur eine Gewissens-, sondern auch eine Glaubensfrage im Angesicht Gottes und in Verantwortung vor ihm.
Jeder und Jede von uns sollte – zwar nicht ganz in Goethes Worten, wohl aber mit Goethes Sinn – sich selbst fragen: „Wie halt Ich’s mit der Politik?“
Eine ehrliche, innerliche Klärung dieser Frage tut not.
Christian Völckers, Pastor der St. Sixti-Kirchengemeinde Northeim