Inneres Herbstbilderbuch
Der Herbstbeginn schleicht sich jedes Jahr aufs Neue in mein Bewusstsein. Durch die Apfelpracht unter dem noch Blätterdach weht schon ein kühler Windhauch. Die Farben sind nicht mehr sommergrell, sondern herbstlich bunt, getrübt von diesigen Wölkchen. Hirsche brüllen im Solling und Kastanien und Bucheckern bedecken den Boden. Herbstanfang – Wehmut überkommt mich, schon wieder ist der Sommer vorbei, trotzdem bin ich dankbar: Schöne Tage waren es mit reicher Ernte von Sonne, Urlaub und Früchten der Natur. In den USA wird am 23. September der Tag des Herbstspazierganges ausgerufen. Auch ich zelebriere das, jeder Sonnenstrahl muss noch eingefangen werden. Ich staune über Vogelschwärme in holunderschwarzen Büschen. Noch sind sie da und machen sich wie ich bereit für die kargen Tage. Oft schaffe ich es nur durch solche Momente, die Jahreszeiten bewusst zu genießen. Wenigstens das als kleine Unterbrechung des Alltags, als Möglichkeit Gott in seiner Schöpfung nahe zu sein. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Sonne und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ 1.Mose 8,22. So steht es in der Bibel und es ist seltsam tröstlich, dieses Weiterso und Immerwieder der Jahreszeiten, so profan und simpel, festgeschrieben in einer Welt voller Ungewissheiten und Krisen. Die Bilderbuchmomente des Herbstes legen sich wie eine warme Decke über mich, die den kalten Wind abhält, der mich schon manchmal erfasst. Auch das ist Herbst: die Kälte und die Dunkelheit kehren zurück: Stress beim Autofahren, Einheizen der Räume, Frost auf den Blumen. Ich kann so erfüllt mit diesen Bildern das Dunkle und die Kälte aushalten und in mir in die Gewissheit spüren, dass das Helle und die Wärme zurückkommen werden. Gott sei Dank!