Vogelbeck

Foto: Jan von Lingen

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Orgel

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Kindergottesdienst

Kindergottesdienst

Wort zum Sonntag, Eule am 30.04.2022

28. April 2022

Feiertage

 

Der erste Mai fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Das wurmt die Arbeitnehmenden und in diesem Fall auch besonders Pastorinnen und Pastoren allerorten. Denn dieser Feiertag ist kein kirchlicher Feiertag. Da hat man als geistliche Person endlich einmal von Staats wegen frei. Und dann auch noch im Frühling. In diesem Jahr nicht. Wie schade.

 

In Großbritannien werden übrigens Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, nachgeholt. Das gilt in diesem Jahr für den 1.Mai, der am Montag, dem 2. Mai nachgeholt wird, und das gilt dann auch am Zweiten Weihnachtstag, der am Montag, dem 27. Dezember, nachgeholt wird.

 

„Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“ – das ist ein altes Sprichwort. Wenn es also einen Anlass gibt, dann soll man ihn auch angemessen würdigen, eben durch ein kleines oder großes Fest. Die Briten nehmen dieses Sprichwort offensichtlich ernster als wir. Wenn zwei Festgelegenheiten auf einen Tag fallen, dann muss ein zweiter Tag her. Dabei geht es eigentlich auch um Arbeitnehmerrechte. Und dass gerade der Tag der Arbeit auf einen Sonntag fällt, ist ein bisschen widersinnig. Denn der Sonntag ist als wöchentlicher Ruhetag seit dem Jahr 321 durch Kaiser Konstantin im römischen Reich festgeschrieben worden. Es war eine christliche Tradition, die damit allgemeine Geltung erhielt. Der Ruhetag fiel auf den ersten Tag der Woche, dem Tag der Auferstehung Jesu, der nach jüdischer Zählung dem Shabbat, dem jüdischen Ruhetag folgt. Während die jüdischen Gemeinden den Ruhetag von Freitagabend bis Samstagabend feierten, begannen die Christen ihren „Tag des Herrn“ am Samstagabend.

 

Für uns westliche Gegenwartsmenschen ist es eine ungewohnte Vorstellung, dass ein Tag mit dem Abend beginnt, aber so ist es im religiösen Judentum und im Islam bis heute. In der Schöpfungsgeschichte steht dazu, wie Gott handelt, nachdem er das Licht geschaffen hatte: Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. (Gen.1,4+5)

Am Ende seiner Schöpfung, so beschreibt es die Bibel, lehnt sich Gott zufrieden zurück. Gutes ist entstanden. Segen wurde sichtbar und Leben blühte auf. Heilige Ruhe und Entspannung trat ein.

Das ist es, was immer noch einen guten Sonntag ausmacht. Besonders im Mai. Blühendes Leben, abends ein bisschen grillen mit Freunden, ein gelassener Rückblick auf die vergangene Woche. Schade, dass es am Sonntagabend immer wieder deutlich auf den Montag zugeht. Den klassischen Tag der wiederaufgenommenen Arbeit. Schade, dass die Briten uns in der EU nicht ihre schöne Sitte zurückgelassen haben, doppelte Feiertage am Sonntag auf den Montag auszudehnen.

 

Ihre Pastorin Wiebke Köhler

Dr. Wiebke Köhler
Pastorin Dr. Wiebke Köhler