Alles andere als Ohnmacht/Brücke über raue Zeiten
Montagabend. Die Kirche ist in gedämpftes Licht getaucht. Bis auf eine Handvoll Plätze sind alle besetzt. Etwa 70 Menschen sind gekommen. Eine seltsame Stimmung. Unruhe und Sorge liegen in der Luft – und Angst. Wann erreicht uns der Krieg? Andere sind wegen der Menschen um sie herum auch erleichtert.
Zur Zeit – seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine – kommen in vielen unserer Kirchen Menschen zu Friedensgebeten zusammen. Aber kann man mit Beten einen Krieg beenden? Wahrscheinlich nicht. Heißt das dann: Gott hört unsere Gebete nicht? Das glaube ich nicht. Wenn ich bete, dann tue ich das zuerst aus dem Grund, weil ich Gott vertraue. Da, wo ich mich ohnmächtig fühle, verbinde ich mich bewusst mit jener Macht, die allein Not wenden kann und wenden wird. „Wer durchs Dunkle geht und kein Licht sieht, kann auf die Gegenwart des Herrn vertrauen. Auf seinen Gott kann er sich verlassen“, lese ich bei Jesaja.
Diese Zusage ist meine letzte Hoffnung, wenn alle menschlichen Möglichkeiten versagt haben.
Ein treffendes Bild dafür haben seinerzeit Simon & Garfunkel mit „Bridge over troubled water“ gefunden. Das Lied habe ich seit Tagen im Ohr. Beten als „Brücke über raue Zeiten hinweg“ – das funktioniert scheinbar auch jetzt, wenn Menschen zu Friedensgebeten zusammenkommen. Nein, wir sind auch in diesen Tagen nicht allein mit unserer Sorge und unserer Angst. Wir haben einander und vertrauen auf Gott. Und das ist schon wieder alles andere als Ohnmacht…
