Handtücher und Engel
„Es war ein furchtbar regnerischer Tag. Von morgens bis abends hat es wie aus Kübeln gegossen. Schon als wir in der Kirche ankamen, waren wir nass bis auf die Haut!“
Das erzählt mir eine 64-jährige Frau, die vor 50 Jahren konfirmiert wurde. Wir haben Vortreffen zur Goldenen Konfirmation. Die Jubilare erinnern sich zurück an ihre Grüne Konfirmation.
„Ich trug eine Hose. Zum Glück! Die anderen Mädchen in ihren kurzen Röcken haben noch viel mehr gefroren als ich. Damals war ich in unserer Dorfkirche das erste Mädchen, das in Hosen konfirmiert wurde – ein Skandal!“
„Können Sie sich noch an die Predigt erinnern?“, frage ich nach.
„Nein, überhaupt nicht. Aber ich weiß noch, was ich geschenkt bekommen habe. Als hätten alle sich abgesprochen: Am Ende des Tages hatte ich 23 Handtücher.“
„Und Ihr Konfirmationsspruch?“
„Ja, den weiß ich noch: ‚Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.‘ Das war für mich etwas ganz Besonderes, dass ich damals meinen Konfirmationsspruch selbst aussuchen durfte. Und wenn ich so zurückschaue, dann habe ich das Gefühl, dass Gottes Engel mich sehr oft behütet haben.“
An diesem Wochenende werden in unserer Münsterkirche etwa 40 Konfirmandinnen und Konfirmanden eingesegnet, im gesamten Kirchenkreis Leine-Solling werden es in den nächsten Wochen mehr als 400 Jugendliche sein, die konfirmiert werden.
An was werden die sich wohl erinnern in 50 Jahren?
Vieles ist anders geworden. Handtücher werden selten noch verschenkt, ein Umschlag mit Geld ist das übliche und bei den Konfirmierten hochgeschätzte Geschenk geworden. Und eine Kleiderordnung für den Festtag gibt es schon lange nicht mehr.
Vieles hat sich verändert, aber etwas bleibt: Auch 2025 wünschen sich Konfirmandinnen und Konfirmanden, von Gottes Engeln behütet zu sein. Der Vers aus Psalm 91, an den sich die Goldene Konfirmandin noch gut erinnern kann, ist auch heute einer der häufig gewählten Konfirmationssprüche.
Das wünschen wir allen Menschen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen – und natürlich wünschen wir es auch für uns selbst: Dass wir von Gottes Engeln behütet sind. Hoffentlich erinnern wir uns auch ab und zu daran!
Bleiben Sie neugierig!
Ihr
Daniel Konnerth,
Pastor in der Kirchengemeinde Einbeck
