Es war gut
Silvesternacht auf dem Deich des Leinepolders: Wir standen in festlicher Runde mit den Nachbarn. Die Funken der Wunderkerzen flogen. Über Stadt und Land strahlte das bunte Feuerwerk. Mitten dazwischen war der Mond – wie so oft nur halb zu sehen. Matthias Claudius schrieb einst in seinem berühmten Lied: „Der Mond ist aufgegangen“: „Siehst du den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen, und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehen.“
Was birgt wohl das neue Jahr für uns? Ich mag so gern fröhlich Silvester feiern, weil das neue Jahr dann mit Freude und Dankbarkeit beginnt. 2023 wird ein Jahr, in dem wir viel zu bewältigen haben, ein Jahr voller Herausforderungen. Aber ich hoffe darauf, dass wir in allem Grundvertrauen und Lebensfreude wie das Feuerwerk in der Silvesternacht spüren werden.
Matthias Claudius hatte die Vorstellung, dass wir Menschen Manches verkennen, weil wir nur einen Teil des Ganzen sehen. So, als ob wir ein Stück von einem Foto abschneiden und damit die Geschichte, die das Bild erzählt, verändern. Beim neuen Jahr ist das nicht ganz so. Vieles ist nicht nur im Verborgenen, sondern wird erst noch entstehen. Aber die Zeit, der Grundstoff, aus dem das Jahr gemacht ist, ist schon da. Gott schenkt sie uns. Wir können sie mit Nächstenliebe und Freude füllen, auch wenn wir Schwieriges erleben. Ich frage mich: „Was werden wir sehen, wenn wir am Ende des Jahres 2023 zurückblicken?“ Ich weiß es nicht, aber ich bitte Gott darum, dass wir Silvester 2023 auf das Jahr zurückblicken und sagen können: „Es war gut.“
Annegret Kröger, Pastorin in der Region Leinetal-Ahlsburg
