Josua und Kaleb
Am letzten Sonntag wurde in Einbeck das Blaudruckjahr im Rahmen der FEUERWERK Klavierakademie eröffnet. An diesem Abend erstrahlte an den Pianistinnen und Pianisten eine neu geschaffene Blaudruckkollektion. Das Einbecker Kulturerbe Blaudruck auf Kleidungsstücken sah einfach fantastisch aus!
Der Projektleiterin Patricia M. Keil liegt im Blaudruckjahr eine Sache besonders am Herzen: Sie möchte der 383 Jahre alten Handwerkskunst in Einbeck eine große Bühne geben und viele Menschen als Botschafter des Blaudrucks gewinnen. Die Technik erfordert 27 Arbeitsschritte: Anfangs wird mit einem Druckstock, dem „Model“, ein Muster auf den Stoff gedrückt, das dann beim Färben ausgespart bleibt. Ein Model wurde in mühevoller Handarbeit aus Birnbaumholz gefertigt.
Einen besonderen Model schnitzte Hans Heinrich Wittram um 1720. Er gehört zu den ältesten in der Einbecker Blaudruckwerkstatt und zeigt Josua und Kaleb. Beide sind Teil der biblischen Geschichte vom Einzug in das verheißene Land durch das Volk Israel. Sie werden von Mose losgeschickt und sollen herausfinden, ob der Boden in jenem Land fruchtbar ist. Als Beleg kehren sie mit einer übergroßen Weintraube zurück, die sie auf einer Stange über den Schultern tragen.
Das ist für mich ein schönes Bild für das Einbecker Blaudruckjahr: Es geht darum, gemeinsam den Boden zu prüfen, um das Wissen über diese alte Handwerkstechnik zu heben, zu bewahren und weiter zu geben. Es tut einer Stadt gut, wenn sie um den fruchtbaren Boden weiß, auf dem sie wurzelt. Sie bewahrt sich so den Blick für das Wertvolle und Schöne. Das kann uns allen gut tun.
Elsa Höffker, Pastorin in der Region Leinetal-Ahlsburg (Kirchengemeinden Dassensen-Wellersen und Iber-Odagsen)
