Im sicheren Hafen und auf hoher See
von Jan von Lingen, Superintendent im Kirchenkreis Leine-Solling
Eine ungewöhnliche Kirche haben wir bei einer Tagung des Kirchenkreises Leine-Solling vergangene Woche kennengelernt – und zwar die einzige „schwimmende Kirche Deutschlands“. Die „Flussschifferkirche“ ist ein großes Schiff und liegt auf der Elbe in Hamburg. Neben Orgel und Altar erinnern viele Gegenstände im früheren Laderaum an die Schifffahrt. Ein Tau legt sich um einen Poller, Ruder hängen an den Wänden und Signallampen leuchten in rot und grün.
Besonders beeindruckt haben mich zwei Votivschiffe, die unter der Decke hängen. Das eine Modellschiff hat die Segel eingeholt, als wäre die Kirche ein sicherer Hafen. Es kommt an und findet Ruhe. So wie viele Besucher der Großstadt Hamburg und Seeleute aus aller Welt, die hier Andachten und Gottesdienste feiern.
Das zweite Modellschiff ist anders: es „fährt“ unter vollen Segeln. Und als wir mit unseren 30 Mitreisenden aus unserem Kirchenkreis kräftig sangen, da bewegte es sich durch den Luftzug hin und her. Für dieses Votivschiff ist die Kirche kein sicherer Hafen, sondern offene See. In Bewegung kommen, ein Ziel ansteuern, manchen Sturm durchhalten – das wollen Votivschiffe unter vollen Segeln, die oft an Küsten oder auf Inseln zu finden sind.
Eine kleine Reisenotiz nur – und doch: Ich erkenne unsere Kirche in diesen beiden Modellschiffen wieder. Mal machen wir uns im Hafen fest, dann wieder segelt die Kirche durch Sturm und Wellen. Gut, wenn Menschen an Bord Hand in Hand arbeiten. So wie der Trägerverein der Flussschifferkirche, der jährlich mehr als 100.000 Euro erwirtschaften muss, um die schwimmende Kirche und ihre Angebote zu erhalten.
Welches Votivschiff würde Ihnen mehr zusagen? Ist die Kirche ein „sicherer Hafen“ zum Ankommen? Oder ist sie unter vollen Segeln unterwegs auf „hoher See“? Vielleicht ja auch beides.