Wenn Mauern fallen
„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“, beteuerte Walter Ulbricht während einer Pressekonferenz im Juni 1961. Eine infame Lüge, wie spätestens am 13. August deutlich wurde. DDR-Grenztruppen errichteten mitten durch Berlin eine Mauer, die von der SED als Antifaschistischer Schutzwall bezeichnet wurde. Viele Jahre blieb die Mauer erhalten, doch 1989 wurde sie vom Freiheitswillen der Menschen niedergerissen und pulverisiert. Ein Geschehen, das einem Wunder gleichkam und die jahrzehntelange Trennung der Menschen endlich beendete. Wesentlich robuster als Mauern aus Stein und Beton sind freilich die Mauern in den Köpfen und Herzen. Denn bis heute haben sich hartnäckig Vorteile und verengte Sichtweisen in Ost wie in West erhalten.
Sich von vorgefassten Denkmustern frei zu machen, hat wohl niemand so überzeugend vorgelebt, wie Jesus Christus. Er kümmerte sich nicht um die öffentliche Meinung, um Statusfragen oder gesellschaftliche Normen. Damit ist er angeeckt und hat Missfallen erregt. Doch das hielt ihn nicht davon ab, sich gerade den Menschen am Rand der Gesellschaft zuzuwenden: Kranken, Bettlern, Soldaten, Zöllnern, Prostituierten. So brach er durch seine Liebe die festgefügten Mauern der Ausgrenzung und des Vorurteils ab. Am Ende riss er auch die scheinbar unüberwindliche Mauer des Todes ein. Für alle Menschen – für Sie und für mich.