Gewürdigt, geliebt, gemeinsam
Ein Foto, schwarzweiß, Nazi-Zeit: In einem Fenster des Pfarrhauses in Uslar hängt eine Hakenkreuzfahne. Die NS-Ideologie greift auf die Menschen über. Und auf die Kirche. Diese Ideologie lässt keine Wahl, lässt nur ihre eigene Meinung zu. Wer da nicht hineinpasst, verliert. Seine Rechte. Und schnell auch sein Leben. Das ist menschenverachtend. Eine dunkle Zeit, ein dunkles Foto.
Ich muss daran denken, weil seit ein paar Wochen eine ganz andere Botschaft an demselben Haus zu sehen ist: „Menschenwürde – Nächstenliebe – Zusammenhalt. Für alle. Mit Herz und Verstand.“ Der Küster und die Pfarrsekretärin haben das Banner befestigt. Ich weiß nicht, ob sie sich bewusst sind, dass sie hier auch in historischer Perspektive ein klares Zeichen setzen.
Die Aktion hinter der Botschaft kommt von der evangelischen und der katholischen Kirche. Die Würde aller Menschen wird gesehen und geschätzt. Ohne liebevolle Begegnungen geht es nicht. So, wie Gott uns liebevoll begegnet. Und: Unsere Gesellschaft braucht Halt. Das geht nur zusammen.
Wir zusammen wählen an diesem Sonntag einen neuen Bundestag. Die Aktion ist damit auch eine Wertschätzung unserer Demokratie. Frei wählen zu können, das ist viel wert. Und, mit Blick auf unsere Geschichte, nicht selbstverständlich.
Ich werde auf jeden Fall wählen. Eine Stimme unter Millionen Menschen, die alle Folgendes verdient haben: gewürdigt zu werden, liebevoll behandelt zu werden und in ihrer Vielfalt gesehen zu werden.
