„Wort zum Sonntag“ HNA Ausgabe 13.1.24
Zum 2. Sonntag nach Epiphanias
Auf meinem Schreibtisch steht zur Zeit – passend zur Jahreszeit – öfter mal ein dampfendes Teeglas. Am Teebeutel hängt ein kleines Schild, das über die Teesorte Auskunft gibt und darüber, wie lange er ziehen muss.
Die Sonntage im Januar werden alle „nach Epiphanias“ gezählt. Morgen ist z.B. der “2. Sonntag nach Epiphanias“. Dieses Fest, auch „Erscheinungsfest“ genannt, haben wir am 6. Januar gefeiert. Es ist, kurz gesagt, das eigentlich und ursprüngliche Weihnachtsfest, das „Fest der Erscheinung Christi auf Erden“. Dass einen ganzen Monat lang die Sonntage immer noch nach diesem Fest benannt werden, hängt nicht damit zusammen, dass den Erfindern des Kirchenjahres die Namen ausgegangen wären. Es ist viel mehr auf dem Weg des Glaubens ähnlich wie beim Teetrinken: Es gibt Ereignisse, die erst nach und nach ihre ganze Wirkung entfalten; man darf sie – im Bild gesprochen – nicht zu früh aus der Tasse nehmen, sondern muss sie ziehen lassen. Und dazu gehört das Weihnachtsfest ganz bestimmt. Es hat uns daran erinnert: „In Jesus kommt Gott zu uns.“ Doch damit ist nicht Schluss, sondern damit geht es doch erst richtig los! Ich werde vermutlich mein ganzes Leben dazu brauchen, um das zu begreifen und zu erfahren – und immer wieder neu zu erfahren.
Ich bin froh, dass ich wenigstens bis Ende Januar Weihnachten noch ein bisschen „ziehen“ lassen kann. Das ist es mir die Geburt meines Retters wert. Und solange lasse ich auch noch den Leuchtstern im Fenster meines Arbeitszimmers hängen…
Johannes Hilliges
Pastor der Christuskirche, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Northeim