Moment mal!, Eule, 21. September 2024
Altweibersommer in meinem Wohnzimmer…
Wenn mal wieder ein Schrei durch unser Haus hallt und darauf ein gelangweiltes „Na, wieder eine Spinne gefunden?“ aus einem anderen Zimmer kommt, dann kann man ziemlich sicher sein, dass ich mal wieder auf ein solch achtbeiniges Exemplar gestoßen bin.
Ich bin ausgesprochene Arachnophobikerin, habe eine recht ausgeprägte Spinnenangst. Und wenn ich in der Bibel lese: „Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war“, dann können mit diesem „gut“ doch nun wirklich keine Spinnen gemeint sein?!
Wenn ich es natürlich näher betrachte: Die Netze, die sie weben, die sind schon ziemlich faszinierend, das muss sogar ich zugeben – jedes ein filigranes Kunstwerk. Gerade jetzt in der Herbstzeit, im Altweibersommer, kann ich sie wieder überall entdecken: Die Netze zwischen Bäumen, in Gebüschen und auf den Wiesen, in denen sich der Morgentau fängt und sie im Sonnenlicht glitzern lässt. Was für ein Naturschauspiel!
Und natürlich weiß ich, dass sie bedroht und dabei unverzichtbar für das ökologische Gleichgewicht sind. Zum einen landet pro Jahr eine große Menge von Insekten in ihren Bäuchen, in Tonnen gerechnet sogar mehr als Menschen Fleisch essen. Dadurch halten sie Insekten in Schach, die uns sonst als Krankheitsüberträger und Nahrungskonkurrenten vermutlich überrennen würden. Und zum anderen dienen sie selbst als Nahrung.
Unentbehrlich sind sie z.B. für kleine Blaumeisen, die mutiger und unternehmungslustiger werden, wenn ihre Eltern sie mit Spinnen füttern. Auch wenn ich mir das jetzt lieber nicht bis in Detail vorstellen will.
Und in meinem Wohnzimmer möchte ich sie natürlich trotzdem nicht unbedingt haben. Deshalb nehme ich sie behutsam und setze sie nach draußen oder naja: lasse sie von jemandem nach draußen setzen. Dann können sie dort ihren Altweibersommer weiterfeiern, uns mit ihren Künsten erfreuen und vor allem: das ökologische Gleichgewicht am Laufen halten.
Ein schönes, herbstliches Wochenende wünscht Ihnen Ihre Stefanie Deichmann, Pastorin in der ev.-luth. Kirchengemeinde Einbeck